Neuigkeiten | Kanton Schaffhausen
300 Jahre Nachhaltigkeit im Wald: Schaffhauser Wald ist «fit»
30.05.2013
Der Internationale Tag des Waldes steht dieses Jahr im Zeichen von «300 Jahre Nachhaltigkeit». Vor 300 Jahren forderte Hans von Carlowitz in seinem Buch Sylvicultura Oeconomica eine «continuierliche beständige und nachhaltende Nutzung» des Waldes. Dieses Prinzip der Nachhaltigkeit wurde zur Leitlinie der Waldwirtschaft und inzwischen auf nahezu alle Lebensbereiche übertragen. Im Rahmen eines Waldrundganges im Kantonswaldrevier «Griesbach» wurden die Leistungen der Waldwirtschaft und das forstwirtschaftliche Handeln im Wald aufgezeigt.
Kaum ein anderer Begriff hat eine solche Entwicklung durchlaufen, wie der der Nachhaltigkeit. Meilensteine in der Entwicklung des Begriffs waren 1972 der Bericht des Club of Rome «Grenzen des Wachstums» sowie 20 Jahre später der Erdgipfel von Rio 1992. Heute wird weltweit in Politik, Gesellschaft, Wirtschaft und Wissenschaft «nachhaltige Entwicklung» als Leitbild anerkannt. Auch in der Schaffhauser Kantonsverfassung ist die Nachhaltigkeit verankert. Seit seiner Entstehung hat sich der Begriff kontinuierlich an die sich wandelnden gesellschaftlichen Bedürfnisse angepasst. Schon rund 200 Jahre vor Carlowitz wurde in Schaffhauser Wäldern nachhaltig gedacht und gehandelt. Bereits 1527 bestand eine «Holzordnung» gegen frevlerische Nutzungen in den Wäldern.
Anlässlich eines kurzen Waldrundganges im Kantonswaldrevier «Griesbach» wies Forstdirektor Reto Dubach darauf hin, dass sich der Schaffhauser Wald in einem sehr guten Zustand befindet. Zudem liegt die Holznutzung etwa 10 - 15 % unter dem jährlichen Holzzuwachs. Kantonsforstmeister Bruno Schmid sowie Kreisforstmeister Michael Götz und Stadtforstmeister Walter Vogelsanger erläuterten, was Nachhaltigkeit bei der heutigen Waldbewirtschaftung bedeutet und wie sie erkennbar ist. Beispielsweise werden schöne Eichen wie vor 500 Jahren im «Chlosterhau» auf dem Griesbach als wichtige Baumart gepflegt und genutzt. Heute muss die Waldbewirtschaftung gewährleisten, dass der Wald alle seine Funktionen dauernd und uneingeschränkt erfüllen kann. Dies wird u.a. durch Umsetzung der forstlichen Planung und die Anwendung des naturnahen Waldbaus erreicht.
Die Nachhaltigkeit heute ist aber auch in gewissen Bereichen gefährdet. Herausforderungen sind der Wandel des Klimas, der zunehmende Druck auf den Wald, die Energiewende und neuartige Schadorganismen. Eine grosse Sorge liegt in der ökonomischen Dimension der Nachhaltigkeit: Die Einnahmen aus dem Holzverkauf können die gesamten Aufwendungen für eine nachhaltige Bewirtschaftung und den Unterhalt der forstlichen Infrastruktur nicht mehr decken, u.a. weil die Erfüllung von wichtigen Waldfunktionen wie Erholung, Schutz des Trinkwassers, Schutz vor Überschwemmungen und anderen Naturgefahren nicht abgegolten werden. Der Begriff Nachhaltigkeit hat eine dreihundertjährige Entwicklung hinter sich, die nicht abgeschlossen ist.