Der bewusst provokativ verfasste Einstieg in diesen Artikel kann auf eine einfache Feststellung heruntergebrochen werden: Eine Mitarbeiterumfrage ist nicht zwingend nötig, um operatives Personalmanagement zu betreiben. Wenn Ihr Arbeitgeber aber eine Umfrage durchführt, dürfen Sie davon ausgehen, dass Ihre Meinung und Ihre Zufriedenheit für das Unternehmen wichtig sind. Nach dem nachfolgenden Artikel müssten Sie eigentlich motiviert sein, die alljährlichen Mühen auf sich zu nehmen.
So verschieden und doch auf derselben Basis
Bei hunderttausenden von Unternehmen, die ihre Mitarbeiter befragen, würde man von ebenso vielen unterschiedlichen Befragungsarten und gestellten Fragen ausgehen. Die Praxis sieht aber in den meisten Fällen ein wenig anders – nämlich durchaus vergleichbar – aus. Letztlich geht es darum, möglichst viele greifbare Informationen in einer Form die auswertbar ist zu erhalten. Bei kleineren Unternehmen ist die Umfrage in Papierform daher immer noch relativ weit verbreitet. Bei hunderten oder sogar tausenden von Mitarbeitern an verschiedenen Standorten weltweit hingegen ist dies nicht mehr praktikabel. Es haben sich dort online-Umfragen durchgesetzt.
Inhaltlich basieren ausgesprochen viele Mitarbeiterumfragen auf dem Gallup Q12, einem Fragebogen der Gallup Inc., der seinen Ursprung in den 1950er Jahren hatte. Der Gallup Q12 ist eine Mitarbeiterumfrage, die entwickelt wurde um die Gründe für den Erfolg von Arbeitnehmenden zu erklären. Er wurde millionenfach beantwortet und ausgewertet[1]. Tausende Unternehmen verwenden den Q12 im Original oder in angepasster Version um die Zufriedenheit und damit einhergehend die Leistungsfähigkeit ihrer Mitarbeitenden zu messen.
Auf der Mitarbeiterumfrage können Fragen auftauchen wie „haben Sie innerhalb des Unternehmens einen sehr guten Freund?“. Die Frage weshalb der Arbeitgeber solche Informationen wünscht ist erlaubt, tönt sie ja doch ein wenig arbeitsfremd. Die langjährigen Studien des Gallup Instituts haben aber ergeben, dass genau diese Frage am Besten geeignet ist um herauszufiltern, wie sehr sich Mitarbeitende mit den Unternehmen identifizieren (für ein Unternehmen, in dem ich gute Freunde habe, bin ich viel eher bereit mich voll und ganz einzubringen).
Ob die Umfrage durch eine betriebsinterne Stelle oder durch einen externen Anbieter durchgeführt wird, ist meines Erachtens zweitrangig, solange die für den Erfolg einer Umfrage unabdingbare Vertraulichkeit und Professionalität gewährleistet ist. Wer sich während dem Jahr nicht getraut, den Vorgesetzten direkt zu kritisieren, wird dies wohl auch in einer Umfrage nicht tun, wenn man weiss dass der Vorgesetzte genau weiss, was von wem gesagt wurde. Wenn Ihr Unternehmen bei der Durchführung von Mitarbeiterumfragen keine Vertraulichkeit garantieren kann, weisen Sie ihn doch darauf hin!
Mitarbeiterumfragen als Weg der direkten Kommunikation mit dem Arbeitgeber
Wir haben aber immer noch nicht geklärt, wieso Mitarbeiterumfragen überhaupt durchgeführt werden. Vom Grundsatz her kann eine Mitarbeiterumfrage mit einer Inventur verglichen werden. Es geht darum, zu einem Stichtag zu wissen, wie es um die Ressource Personal steht. Und wie bei einer Inventur wird alljährlich nach demselben Schema vorgegangen, um Vergleichbarkeit zu ermöglichen und Veränderungen festzustellen.
Erfolgreiche Mitarbeiterumfragen
So weit so einfach, könnte man zumindest meinen. Dennoch gibt es wichtige Feinheiten, die eine erfolgreiche Mitarbeiterumfrage von einer lästigen Mitarbeiterumfrage unterscheiden. Beispielsweise ist eine möglichst hohe Beteiligung nötig, um repräsentative Ergebnisse zu erzielen. Werden nämlich bei einer hohen Beteiligung von vielen Mitarbeitenden die gleichen Kritikpunkte angebracht, erhalten diese automatisch viel mehr Gewicht, als wenn sie individuell beim jeweiligen Vorgesetzten platziert werden. Sehr grosse Bedeutung im Kontext von Mitarbeiterumfragen muss aber insbesondere auch den Themen Vergleichbarkeit und Transparenz zugemessen werden. Eine einmalig durchgeführte Mitarbeiterumfrage ist in etwa so wertvoll wie gar keine. Und eine Umfrage, deren Auswertung in einer Schublade der Geschäftsleitung verschwindet richtet sehr wahrscheinlich mehr Schaden an, als dass sie Nutzen bringt. Nutzen Sie also die Ihnen gebotene Chance, Ihrem Arbeitgeber Feedback zu geben und so die Basis für Verbesserungen zu legen. Sie haben es in der Hand, Ihre eigene Zufriedenheit am Arbeitsplatz positiv zu beeinflussen. Bringen Sie Bewegung in Ihr Unternehmen!
Und wenn die Mitarbeiterumfrage bei Ihnen zur Feststellung führt, dass Sie seit einiger Zeit unzufrieden am Arbeitsplatz sind, so ist auch das eine wichtige Erkenntnis! Setzen Sie sich mit unseren erfahrenen Personalberatern in Verbindung und geben Sie Ihrer Karriere eine neue Richtung. Wir begleiten Sie gerne auf diesem Weg.
Dominic Müller, Leiter HR-Management
[1] Siehe www.gallup.com; Q12 ist eine eingetragene Marke der Gallup Inc.