Der Stadtrat veröffentlicht die neuste Ökobilanz. Verglichen mit den letzten Erhebungen sind erfreuliche Verbesserungen auszumachen wie beim Wasser oder der Luft. Allerdings gibt es auch Verschlechterungen, unter anderem beim Elektrosmog, was hauptsächlich am Verhalten jedes Einzelnen liegt.
Der Stadtrat unterbreitet dem Parlament die fünfte Ökobilanz mit den Kernindikatoren Nachhaltige Entwicklung. Stichtag der Erhebung war der 31. Dezember 2008, die Datenauswertung erfolgte vor allem im Jahr 2009. Aus diesem Grund ist der Ortsteil Hemmental noch nicht Bestandteil der vorliegenden Ökobilanz. Gegenüber dem Zustand der vorangehenden Ökobilanzen sind in einzelnen Fällen deutliche Verbesserungen nachzuweisen. So beispielsweise bei den Schwefeldioxid- und Stickstoffdioxid-Emissionen, bei der Versorgungssicherheit Trinkwasser, beim FSC-Label der Holznutzung, bei der chemisch-physikalischen Beschaffenheit des Rhein- und Durachwassers sowie beim Recyclingpapier-Anteil in der Stadtverwaltung. Mehrheitlich sind die Veränderungen jedoch gering, und in einigen Bereichen sind auch Verschlechterungen auszumachen, so etwa bei der nichtionisierenden Strahlung durch den Aufbau und die kontinuierliche Erweiterung der Mobilfunknetze. Tendenziell schlechtere Werte ergeben sich auch aufgrund des unerlaubten Abfallverbrennens bei den Chlorwasserstoff-Emissionen. Auch musste ein Anstieg des Flächenverbrauchs und der Bodenversiegelung verzeichnet werden.
Dabei handelt es sich in vielen Bereichen um Fragen des Verhaltens. Wo technische Massnahmen greifen, werden aus Sicht des Umweltschutzes gute Resultate erzielt. Wenn jedoch Verhaltensänderungen jedes Einzelnen oder umfassende Konzepte notwendig sind, werden lediglich genügende Resultate erreicht. Ein wichtiger und kostengünstiger Schritt zu Verhaltensänderungen ist darum die Bewusstseinsbildung. Technische Lösungen sollten daher wo möglich mit hoher Priorität gefördert werden, da sich dort mit wenig Widerstand gute Resultate erzielen lassen.
Die Ökobilanz zeigt auf, dass in Zukunft verschiedene Umweltanliegen wie Energieverbrauch, Siedlungsentwicklung, Mobilität und Bevölkerungsstruktur noch vermehrt aufeinander abzustimmen sind. Stichworte dazu sind etwa 2000-Watt-Gesellschaft oder die Massnahmen in Zusammenhang mit dem Agglomerationsprogramm Schaffhausen. In Bezug auf die demographische Entwicklung beschreitet die Stadt mit dem Konzept "Quartierdienstleistungszentren" neue Wege, um die wachsende Zahl der Personen im Seniorenalter optimal zu betreuen. Bei den Bauten stehen - aus Sicht der Grauen Energie und des haushälterischen Umgangs mit Boden - die Förderung des Werterhalts, die Neunutzung bestehender Bausubstanz sowie die innere Verdichtung im Vordergrund. Der ungebremste Verbrauch des endlichen Gutes Boden und die Zersiedelung belasten neben Umwelt und Natur auch die Volkswirtschaft und den öffentlichen Haushalt.
Umlagerung beim Energieverbrauch
Bei der Entwicklung des Energieverbrauchs ist die kontinuierliche Umlagerung von Heizöl zu Erdgas augenfällig. Ausserdem fällt der im schweizerischen Vergleich tiefere Treibstoffverbrauch und die Zunahme des Stromverbrauchs auf. Die Akzeptanz von Solarenergie hat dank dem städtischen und kantonalen Förderprogramm zugenommen. Allerdings ist der Anteil der neuen erneuerbaren Energien noch sehr klein. Angesichts der Diskussionen zum Atomausstieg und zur Förderung von alternativen Energieträgern, zur Verbesserung der Gebäudeeffizienz und zum Klimaschutz wird klar, dass verstärkte Anstrengungen notwendig sind.
Grösseres Parkplatzangebot in Schaffhausen
Die Verkehrsauswertung zeigt eine weitere Zunahme der Fahrleistungen. 64 Prozent der Verkehrsleistung werden mit dem motorisierten Individualverkehr zurückgelegt. Der Anteil des öffentlichen Verkehrs hat dank einem attraktiven ÖV-Angebot jedoch zugenommen. Das Parkplatzangebot in der Altstadt und am Altstadtrand ist gegenüber 1992 um acht Prozent auf 2'470 Parkfelder angestiegen.
Schaffhauser Wasser weist eine erfreulich gute Qualität aus
Erfreulich ist der einwandfreie Zustand des Trinkwassers in der Stadt Schaffhausen. Die Qualitätsziele werden in bakteriologischer wie in physikalisch-chemischer Hinsicht immer erfüllt. Der Wasserverbrauch hat seit Ende der 80-er Jahre markant abgenommen und liegt bei knapp 4.3 Millionen Kubikmetern. Beim Abwasser hat die Schwermetallbelastung gegenüber 1992 mehrheitlich abgenommen, und die Konzentrationen der problematischen Schwermetalle Blei, Chrom, Cadmium und Nickel unterschreiten die Grenzwerte deutlich. Auch die Qualität der Fliessgewässer ist durchwegs gut bis sehr gut. Einen grossen Gewinn für Mensch und Umwelt stellen die in den letzten acht Jahren getätigten Renaturierungs- und Revitalisierungsmassnahmen der Gewässer dar.
Fremde Pflanzen und Tiere nehmen zu
Bei der Biodiversität zeigt sich, dass die unerwünschte Ausbreitung von invasiven, gebietsfremden Pflanzen und Tieren in der ganzen Schweiz zunehmend ein Problem darstellt. Die Bekämpfung besonders aggressiver oder krankmachender Pflanzen und Tiere ist mittlerweile über die Freisetzungsverordnung geregelt worden. In diesem Bereich sind noch verstärkt Massnahmen zu ergreifen.
Die Ökobilanz in der Stadtverwaltung
Im Umweltmanagement der städtischen Verwaltung sind die Zertifizierungen der städtischen Werke nach ISO-14001 und Nature made star sowie die FSC-Zertifizierung des Bereichs Wald und Landschaft hervorzuheben. Der Verbrauch an Fotokopierpapier hat seit dem Jahr 2000 um 31 Prozent zugenommen, zu zwei Dritteln werden hochwertige Recyclingpapiere eingesetzt, welche die Anforderungen des "Blauen Engels" erfüllen. Seit 1992 organisiert die Stadtverwaltung eine gemeinsame Papierentsorgung mit dem Kanton. Seither wurden in der Stadtverwaltung rund 320 Tonnen separat entsorgt, was gegenüber der Schwarzkehrichtentsorgung Einsparungen von rund 90'000 Franken zur Folge hat. Bei der energetischen Sanierung der stadteigenen Gebäude ist ein Nachholbedarf ausgewiesen. Die aktuelle finanzielle Lage der Stadt lässt allerdings keine Umsetzung in einem Schritt zu. Vielmehr sollen die nötigen Verbesserungen gestaffelt realisiert werden.
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Urs Renato Capaul (erreichbar bis 15.30 und ab 17 Uhr)
Abteilungsleiter Umwelt & Energie
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